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Zeugnissprüche - 4.Klasse

Wie hoch kann sich die Lerche schwingen,
wie leicht und schnell das Reh nur springen,
wie emsig kann der Maulwurf graben,
welch mächt´ge Kraft die Stiere haben!


Ein jedes Tier ist so gewandt,
der Mensch ist arm dagegen; -
doch kann alleine er die Hand
nach seinem eignen Willen regen.

Ein Vogel kann sein Nest sich bauen,
flink und gewandt regt er’s Gefieder;
er kann auf das Geschick vertrauen,
das Gott ihm legte in die Glieder.


Der Mensch muss seine Hand erst lehren,
wie sie sich sinnvoll rühren kann,
muss übend ihr Geschick vermehren,
dass sie ihm sicher dienen kann.
Kann er sie frei zum Guten regen,
So ist’s der Welt und ihm zum Segen.

Wissen zu Weisheit und Können zu Größe
verwandelt im Haupte und Herzen der Held sich,
der hilfreich im Handeln
und dankend im Denken,
voll Ehrfurcht im Fühlen
sein Lebensschiff lenket.

Am Ufer des Meeres, da murmeln die Wellen,
sie plätschern und glitzern, die kleinen und schnellen.
Ihr Spiel mag uns freuen, doch erst wenn wir lauschen,
wie draußen das Meer und die Wellen ihr Rauschen,
ihr Wogen vereinen zu mächtigen Chören.
Dann dürfen in Ehrfurcht und ahnend wir hören,
wie die Wesen der Welt sich in Liebe durchdringen,
auch, wenn sie zunächst jedes einzeln erklingen.

Wie Tau so leicht berührt ein Reh
den Erdengrund mit seinem Zeh,
im Laufen wie im Springen.
Doch will ein Mensch so sicher geh´n
und nicht wie Laub im Winde weh´n,
muss er sich Kraft erringen.

Helles Denken, frohes Schaffen
schmiedet mir die Geisteswaffen,
dass ich kämpfe wie ein Held
für das Gute in der Welt.

Durchdringe der Dornen Dichte,
durchkrafte Dein Denken, durchlichte
Dein Wollen mit feurigem Mute,
befreit führ´ die Hand für das Gute!

Hell denkend Menschensinn,
Mutvolle Herzenskraft -
Führen zum Ziele hin
Jeden, der feurig schafft.

Wie Gottes Kraft den Menschenleib durchdringt,
Sein Wort im Menschensprechen klingt,
So konnte Er in ihm vereinen
Von allen Pflanzen, Tieren, Steinen
Ein Teil, dass er die Kraft gewänne,
Zu lieben, was er in der Welt erkenne.

In dem Bergessee, dem reinen,
glänzen, wenn die Sterne scheinen,
ihre Bilder helllicht auf.


Willst Du auch als Mensch auf Erden
hell und licht im Innern werden,
raff´ Dich tätig auf:


Sei im Denken hell und klar,
Sprich die Worte rein und wahr!
Übe, dass Du voller Stärke
etwas schaffst durch Deine Werke!

Siehst Du fröhliche Funken aufsprüh´n,
muss das Eisen erst feurig erglüh´n!
Nur das kraftvoll geschmiedete Schwert
ist dem Ritter im Kampfe von Wert.
Nur was feurig und liebend geschafft,
durchhellt sich mit Michaels Kraft.

Wie ist doch so ein heller Kopf,
bedenkt man´s recht, fürwahr ein Tropf:
Er isst, er trinkt, hat was zu sagen,
doch will er fort, lässt er sich tragen.
Drum muss der Mensch die Hände regen,
will er der Welt auch etwas geben;
und der nur bringt der Welt das Gute,
der kraftvoll schafft mit ganzem Mute.

Senkt sich still herab das Abendblauen,
kannst Du Deinem hellen Stern vertrauen,
der Dich hütet und den Weg Dir licht erhellt.
So geborgen kannst Du Deinem Leben
freudig und mit Kraft die Richtung geben
und in Liebe auch erhellen unsre Welt.

Siehst Du im Winter den Kirschkern, den harten -
würdest Du jemals ein Bäumchen erwarten?
Doch kaum, dass ihn Wasser und Wärme bewegen,
wird zart erst, dann kräftig ein Keimchen sich regen.
Bald sprengt es schon mutig die schützende Hülle,
damit es zum Wachsen mit Licht sich erfülle.
So soll auch im Menschen der Wille erglühen,
dann wird er in Klarheit und Schönheit erblühen.

Licht, das dem Himmel entspringt,
Licht, das den Nebel durchdringt,
Licht, das im Auge mir lebt,
Licht, das im Innern mir webt.
    Wecke mein Denken,
    meinem Leben zu schenken
    zur Schönheit die Klarheit,
    zum Fühlen die Wahrheit.

Mein Denken durchlichte die Wahrheit,
Wahrheit, erwärmt von der Liebe,
Liebe im Herzen wird Klarheit,
Klarheit zum Handeln aus Liebe.

Um Ritter zu sein,
reicht Kraft nicht allein.
Nur der ist bereit,
der Mut, Tapferkeit,
dem Schwächeren schenkt,
der ehrfurchtsvoll denkt, 
der liebevoll fühlt, 
der gutwillig schafft.

Eine Blüte strahlt in klarer Luft -
freut die Augen, schenkt uns ihren Duft,
gibt den Bienen ihren Nektar einfach hin,
sie erfüllt in Stille ihren Sinn.


Ihre Schönheit auch zu sehn, ward uns gegeben,
und so dürfen wir durch unser Leben,
mit dem Herzen und mit dem Verstand,
ihr zum Danke regen unsre Hand.

Stark sei und standhaft stehe,
wie wuchtig der Wind auch wehe!
Zum Hohen Dein Herz erhebe -
im Lichte, in Liebe lebe!

Den Hafen verlassen und fahren aufs Meer
und setzen dem Sturme, dem Wind sich zur Wehr
die Segler im sichren Vertrauen:
Erwachsen auch jedem die Kräfte erst einsam,
so können sie endlich doch alle gemeinsam
auf die Hilfe der anderen bauen.

Wer backt das Brot? - Stein oder Feuer?
Dem Bäcker sind sie beide teuer:
der Ofen ruht, umhüllt und steht,
derweil in ihm der Teig aufgeht.
Allein, erst braucht er heiße, helle Glut:
Ein Ofen ohne Feuerprasseln,
der würd´ den besten Teig vermasseln -
zusammen sind sie beide gut.

Wie viele Dinge schenkt die Welt
mir täglich neu und ohne Zwingen! -
Allein, was sie zurückbehält:
Ihr Können - muss ich selbst erringen.

Einst war es heller Schwerterklang,
mit dem die edle Ritterschaft
die Feinde in die Knie zwang;
Mut war im Kampf die höchste Kraft.


Heut gibt nicht das Schwert
einem Mann seinen Wert.
Der wächst, wenn er lernt, seine Taten zu lenken,
sie der Welt und dem Schwächeren helfend zu schenken.

Wie ein Bogen gespannt
und den Blick unverwandt
auf die Beute gewandt,
geht der Löwe auf Jagd.


All die Kraft, die das Tier
bei der Jagd hat, ist mir,
der ich Mensch bin, gegeben,
um sie höher zu heben;
und das kostbarste Gut
ist beim Mensch Herzensmut.

Ist ein Wassertropfen schwer?
Und erst gar ein ganzes Meer?
Ich sehe auch das Wasser steigen,
hinauf zum höchsten Wolkenreigen!
Schwer ist nur, was sich nicht regt;
Leicht wird, was stets aufwärts strebt.

Die Wahrheit ergründen in lichten Gedanken,
das Gute erfühlen im Geben und Danken,
das Schöne gestalten und liebevoll pflegen,
das ist für die Menschen ihr würdigster Segen.

Die Sonne wandelt ihre Bahn
und kreist und strahlt voll Ruhe.
So handelt auch ein freier Mann:
in seiner Ruhe wirkt die Kraft,
mit der er seine Werke schafft;
so sei auch, was ich tue!

Ein Eichhorn huscht, Du siehst es kaum,
galant noch auf den höchsten Baum.
Wie mächtig stampft ein alter Stier,
wie leicht ein Reh! - Ein jedes Tier
hat seine ganz besondre Art:
Eins stark und wild, das andre zart,
wie Gott sie einst ihm mitgegeben.
Von allen Wesen kann allein
als Mensch ich immer lernend sein.

Ein Wandrer stand vor einem Berg,
den sollt´ er wandernd überwinden!
Er fühlte sich fast wie ein Zwerg
und fürchtete, ganz zu verschwinden.
Doch endlich fasst´ er sich ein Herz
und setzte mutig Schritt vor Schritt:
Nun kletterte er gipfelwärts -
die Kraft wuchs ihm im Gehen mit.

Am Morgen spricht der Handwerksmann:
„Ich denke an den Tagesplan,
den ich am Abend mir gemacht:
mein Werk sei gut und wohlbedacht.“
    Er hebt nun an,
    so gut er kann.
    Vollbringt sein Tun
    ohn´ Rast und Ruh´n;
    bis hin zum End
    regt er die Händ´!
(Nun will er noch sein Werkstück prüfen
auf Fehler die ihm unterliefen,
gedankenklar sein Werk beschau´n -
dann kann er seiner Kraft vertrau´n.
Denn: wer zur rechten Zeit nicht denkt,
hat schon die halbe Kraft verschenkt.)
Nun will er wach sein Werk beschauen,
dann kann er seiner Kraft vertrauen.

Die schönsten Dinge auf der Welt,
die sind nicht leicht zu haben,
auf steilem Pfad nur findest du
der Erde beste Gaben.

Der Knabe erübt seine Kräfte erst einsam,
als Ritter und Mann dient er dann allen gemeinsam.