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7. Klasse - Zeugnissprüche

Wo ein Feuer leuchtet, sprüht und lodert,
doch auch, wo still ein Baum im Moor vermodert,
wo eine späte Glut noch leise knisternd funkelt,
und wo das Moor grün schimmert, wenn es dunkelt,
da siehst du ein Gesetz des Lebens:
nichts, was sich wandelt, ist vergebens,
selbst wenn es sich verzehrt, wird Holz zu Licht!
Und in des Menschen kleinster Handlung
wirkt noch der Zauber der Verwandlung.

Was uns vom Schicksal Schweres auferlegt,
das sehn wir oft zuerst als Hemmung an.
Und doch ist’s gerade dies, was oft die besten Früchte trägt,
weil es erst uns – und dadurch sich – verwandeln kann.

In dem Brennglas sammelt sich zusammen
Wie gebündelt weitgestreutes Licht.
Der gefasste Strahl, er setzt in Flammen,
das, worauf sein Brennpunkt ist gericht´.
Kannst du, was du willst, zusammenfassen
Auf ein einzig Tun zu einer Zeit,
wird das deine Stärke wachsen lassen:
für ein größres Ziel wirst du bereit.
(nach Gabriele Böttcher)

Die Schwalbe durchjubelt im Sommerlicht
die Lüfte, doch liebt sie die Erde nicht.
Der Maulwurf dagegen liebt gerade die Enge
und wühlt sich vergnügt durch die dunkelsten Gänge.
Das Dunkel der Erde ins Licht zu erheben:
das ist alleine den Menschen gegeben –
und wird uns genau in dem Maße gelingen,
wie wir unsre Taten mit Liebe durchdringen.

Ist nicht das Feine, das Wendige, Schmiegsame,
das Heiter-Lebendige, Weiche und Biegsame,
stärker als selbst noch das Felsig-Erstarrte,
das Holzig-Verknöcherte, Tote und Harte?
Nur eines von Beiden kann das andre verwandeln -
So ist es nun mal: wer sich bewegt, kann handeln.

Wohl ist es strenge Harmonie,
die wir im Welterkennen finden,
doch grade sie vermag davon zu künden,
wie sich im Wandel – im Erstarren nie! –
die Welt als Schöpferkunstwerk offenbart.
Im Wandel Selbst zu sein:
das sei auch Menschenart!

Urgestein ruht durch der Zeiten
Lauf, als wie aus Ewigkeiten
fest gefügt.
Weißer Kalk scheint immer handelnd,
wässrig, feurig sich verwandelnd,
nimmer ruhend!
Kann ein Mensch sich überwinden,
wird er beides in sich finden:
aus der Treue wächst ihm Stärke,
und er wandelt sich im Werke.

Glühend brennen Sonnenflammen
auf die trockne Erde nieder –
Früchte, die dem Licht entstammen
neigen sich zur Erde wieder.
Mitten in dem wilden Glühen
kühl das Eigensein ergreifen,
heißt: im Seelenlicht erblühen
und im Geistesfeuer reifen!

Ein Blick, der dir die Welt erhellt,
indem er liebend auf sie fällt,
ist selber gänzlich sonnenhaft
und weckt im Innern jene Kraft,
die Außen- wie auch Innenlicht
im Denken ineinanderflicht.

Sieh, wie die Wolken am Himmel entstehen,
wie sie sich ändern und wieder vergehen,
immer verwandeln sie ihre Gestalt.
Vieles kann werden aus allem, was lebt,
was noch im Leichten und Luftigen schwebt:
in der Bewegung wirkt Schöpfergewalt.
Wenn erst ein Werk ist zuende gekommen,
ist ihm der Atem des Lebens genommen.
Was nicht mehr wächst und sich wandelt, ist alt.
(nach Gabriele Böttcher)

Wenn einem Boot der Kiel
senkrecht die Schwere gibt,
kann es den Sturm besteh´n.
Wenn deinem Geist die Kraft
Des Willens Tiefe gibt,
kannst deinen Weg du geh´n.
(nach Gabriele Böttcher)

Packe die täglichen Pflichten
Planvoll dich plagend an.
Stein auf Stein ist zu schichten,
willst du den Bau errichten,
der frei strebt himmelan.

Im Innern der Seele, im Stillen,
erhellt sich mein Denken zur Klarheit;
von Liebe durchwärmt, wird es Wahrheit
und stärkt, ihn verwandelnd, den Willen.

Ein Krebs zieht sich gerne mit seinem Geschick
rückwärts in Höhlen und Klüfte zurück.
Wem die Schicksalsmächte besondere Gaben
verliehen, wie wir sie als Menschen haben,
der trete nur mutig hinaus ans Licht
und verstecke die eigenen Schätze nicht.

Im Innern zart,
nach außen kraftvoll rege,
so geh mit wachem Aug´ und tapferm Fuß
die Lebenspfade und die Seelenwege!
Dann schenkt das Leben deinem Geist
so manchen Gruß.

Zwei sind der Brüder, vereint in der Seele des Menschen untrennbar.
Keiner darf wirken allein, ohne des andern Gewicht.
Gleich sind an Kraft sie geboren, verschiedener aber ist niemand,
als diese zwei in der Art, wie sie verwandeln den Sinn:
Einer lockt fort in die Weite, der Andre schlägt uns in Fesseln,
einer erleichternd und lösend, vertiefend und klärend der Andre.
Wirken sie friedlich zusammen, der Eine den Andern beschwichtigend,
so ergänzen sie sich. Ihr Name ist Frohsinn und Ernst.
(nach Gabriele Böttcher)

In mächtigen Wogen erheben sich flutend die strömenden Meere
und formen im ewigen Wechsel von Steigen und Sinken die Küsten.
Im Strom der Bewegung verwandelt sich selbst die gehärtete Form.

Ein tiefes Gesetz ist dem Weltall gegeben:
Das Größte muss stets auch im Kleinsten leben.
Die Ordnung der großen Planetenschleifen
Tritt auch in Erscheinung, wo Blüten reifen.
Wer dieses erkennt, kann aus Freiheit handeln
Und mit der kleinsten Tat noch die Welt verwandeln.

Ist nicht das Wasser,
wenn man´s betrachtet,
ein Bild tiefster Ruhe?
Und ist doch in steter Bewegung begriffen!
Wo Lebendes wirkt,
sind immer die zwei miteinander verbunden,
und ohne die eine gewinnst du die andere nie.

Immer, wenn sie Hütten bauten,
suchten Menschen solche Stellen,
deren reichen Wasserquellen
sie sich gerne anvertrauten.
Auch im Leben musst du prüfen –
denn es kann dein Schicksal wenden –
welche Quellen dir aus Tiefen
Schlick – und welche Klarheit spenden.

Wie härtet man Damaszenerklingen -
Die, aus tausend glühenden Schichten getrieben,
mit Sand zu sprühendem Funkeln gerieben,
noch härter als gläserne Glocken klingen?
Das Wasser gibt so einem kostbaren Schwerte,
indem es den Stahl kühlt, erst die richtige Härte.
Mächtiges muss nicht machtvoll erscheinen,
der Wert einer Sache erscheint oft im Kleinen.

Von allen Dingen
tönt, wenn sie klingen,
was sie einst baute
in ihrem Laute.
Im Mensch lebt das WORT
als der heilige Ort
durch welchen sein Geist
als die wirkende Kraft
eine Brücke von Seele zu Seele schafft.

In der Antarktis heult und pfeift ein wilder Wind,
und wie sie einsam, vorgebeugt im Schneesturm wandern,
verlieren alle Männer ihre Sicht zum andern;
auch noch der Stärkste fühlt sich hilflos wie ein Kind
und geht doch weiter, kämpft um jeden Schritt
gewillt, wenn’s sein muss, selbst den Tod zu wagen
um für sein Ziel: den Südpol, alles zu ertragen
und weiß, obwohl er sie nicht sieht: die andern gehen mit.