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Zeugnissprüche - 2. Klasse

Durch alle Dinge klingt ein Liedlein,
Liedlein hell wie Sternenweise.
Leise strömt´s auch in mein Herz ein,
Ein aus lichtem Himmelskreise:
Dass ich mutig auf der Erde
Mit den Händen rege werde.

Sternenlicht am Himmelszelt
Hütet heilig-still die Welt;
Leitet mich zum hellen Tage,
Dass ich freudig Gutes wage.

Was immer ich tue,
Wohin ich auch schreite,
Mein Engel geht schützend
Und still mir zur Seite.
Vom lichten und leuchtenden Lande der Sterne
Geleitet zum schaffenden Tag er mich gerne.
Dass Kraft mir erwachse, die Hände sich regen,
Zum fleißigen Lernen gibt er seinen Segen.

Hört, ihr Vöglein im Wald, was zur Frag´ mir geriet:
Was verkündet mir froh euer liebliches Lied?
Auch ihr Blumen im Hain und ihr Zwerge im Berg:
Was erzählt ihr so fein, und wem dient euer Werk?
„Wir wollen dankend uns vereinen
Und singen uns im Liede zu,
Dass regsam wir im Groß´ und Kleinen
Uns helfen woll´n mit Fleiß und Ruh´!“

Tief im Walde liegt verborgen
Eine kleine Silberquelle.
Leis´ erwacht sie, wenn es Morgen
In der Sonnen-Lichtes-Helle.
Will nun eifrig tätig werden
Und als Bächlein weiter wandern,
Dass sie, wie alle Geschöpfe auf Erden,
Freudig ihr Werk tut, vereint mit den Andern.

Die Erde, unser lieber Stern,
Schenkt mir so viel im Leben.
Auch ich will andern Menschen gern
Von meiner Liebe geben.

Aus dem Berg springt ein Quell,
glitzt am Stein silberhell,
rauscht am Bergwasserfall
schon als Bächlein zu Tal.
Dort fließt er weit dem Meere zu
Als tiefer Strom mit steter Ruh´!

Jedem Kinde strahlt ein Stern,
Neigt sich liebend zu ihm nieder.
Helfen sich die Kinder gern,
Klingt es froh im Himmel wider.

Was tanzt und huscht durch das wilde Moor?
Ein Irrlicht flackert und blitzt empor –
Den Weg hindurch zeigt es uns nicht.
In mir scheint ein ganz andres Licht:
Aus Gottes Himmel leuchtet rein
Ins Herz mir lichter Sonnenschein.

„Ach, wenn ich wie die Biene wär´:
So flink und schön, nicht klein und schwer!“
Seufzt leis ein grünes Raupenkind. -
Sieh, wie sich´s fein mit Licht umspinnt:
Musst es sich erst als Raupe mühen,
Kann´s nun als Schmetterling erblühen.

„Ich habe Ruh´und Kraft genug,
um ganz allein den schweren Pflug
zu ziehen“, sagt das Ackerpferd,
„dem Bauern bin ich Goldes wert.“


Ein muntres Rösslein springt vorbei
Und ruft: „Sieh, wie wir Zwei
Den Menschen Gutes schenken:


Ich trag den Reiter durch die Welt,
so schnell und leicht, wie´s mir gefällt –
sein Mut darf mich wohl lenken.“

Von einer Blüte hin zur andern
Seh ich ein gelbes Bienchen wandern.
Den Blütenstaub und Blütentau
Fliegt´s rasch zu seinem Wunderbau.
Und Gottes hellen Sonnenschein
Fliegt´s immer mit ins Inn´re ein.

Rösslein, spring froh hinaus,
lauf dich nur tüchtig aus!
Fang ich dich einmal ein,
darf ich dein Reiter sein.
Was braucht der Reiter dazu?
Liebe, Geduld und Ruh.

Mit Liebe erweckt mich mein Engel am Morgen.
Er schützt mich und hält mich im Herzen geborgen.
Er hütet mich bei Tag und Nacht –
Mein lieber Engel um mich wacht.

„Den Hirten nehm ich mir zum Mann,
der hundert Hasen hüten kann,“
ruft´s Königskind den Freiern zu.


„Einhundert Hasen? Ja, ich will!“
sagt drauf ein Hirtenjunge still,
„die Hopser bring ich schon zur Ruh.“


Und seine Flöte singt ganz leis –
Die Hasen sitzen still im Kreis.

Am Abend hüllt mich Sternenschein
In einen feinen Mantel ein.
Im Schlaf bin ich darin geborgen,
und wach ich auf am hellen Morgen,
darf ich die Welt mit Augen schauen,
mit frohem Willen an ihr bauen.

Hell glänzt im Sonnenschein
Blüte und Baum, Wildbach und Stein.
Licht scheint für jegliches Tier,
Licht leuchtet hell auch in mir:
Wenn ich spreche, wenn ich denke,
Tatkraft meinen Händen schenke.

Ein Schneiderlein ging durch die Welt,
Sein Haus war Wiese, Wald und Feld.
Gut war sein Herz,
leicht war sein Sinn,
Und was er hatte, schenkt er hin.


Nur einmal fiel das Schneiderlein
Durch seinen Leichtsinn fast herein:
Für Brot gab er sein Auge.


Doch Gott verließ den Schneider nicht
Und schenkt ihm neues Augenlicht,
dass er zum König tauge.
(in Anlehnung an Lore Schäfer)

Gottes gute Geister geben
Liebe mir und Licht und Leben.
Hüt´ ich diese drei Geschenke,
Wenn ich schaffe, fühle, denke,
Wird auch mir dereinst gelingen,
Gutes in die Welt zu bringen.

Die kleine Raupe Nimmersatt
Verspeist genüsslich Blatt um Blatt.
Zuletzt ist sie ganz müd und schwer,
Seufzt traurig: „Ach ich kann nicht mehr!“
Das Räupchen lässt das Naschen sein,
Spinnt sich ins Silberhäuschen ein.
Verwandelt kommt sie draus hervor –
Leicht fliegt ein Schmetterling empor.

Die Blumen heben ihr Gesicht,
Schau´n fröhlich in der Sonne Licht.
Sie schenkt es hin auch Stein und Tier,
Will leuchten hell im Herzen mir.

Sieh das Vöglein im Frühling durchs Wiesental fliegen:
Wohin fliegt es? – Muss vielhundert Gräserlein kriegen
Und dann kunstvoll zum Nest ineinander sie fügen.
Nur einer darf sein Ei nicht brüten:
Der Kuckuck hat kein Nest gebaut.
Gott hat den andern, die sich mühten,
Auch seine Eier anvertraut.
Gott gab auch meiner Hand die Kraft,
Damit sie hilft und Gutes schafft.

Liebend erhellt
Licht unsre Welt.
Liebend erschafft
Gott mir die Kraft,
Im Herzen mein
Liebend zu sein.

Mein Pferd erkennst du an den Flügeln:
Einst trägt es mich, 
Doch erst muss ich es zügeln.

Hoch im Baum an seinem Nest
Hält ein kleines Vöglein fest.
Lange gab die Vogelmutter
In sein Schnäbelchen ihm Futter.
„Fliege nun selber und breite die Schwingen,
Wenn du es wagst, wird´s dir sicher gelingen!“
Soll das Vöglein es schon wagen?
Werden es die Flügel tragen?
Mutig fliegt´s Vöglein hinaus in die Welt;
Freudig erklingt sein Gesang überm Feld.

Sonne malt uns bunt das Land,
Schenkt ihr Licht hin uns zum Segen;
Wird auch helfen unsrer Hand,
Dass wir sie zum Schönen regen.

Die Welt beschenkt mich reich,
Froh darf ich es erleben.
Was ich draus schaffe, will ich gern
Der Welt auch wiedergeben.

„Nimm mich mit, liebes Kind,
Sieh, mich knickte der Wind!“
Ruft ein Zweiglein am Wegesrand leise.
„In dein Holz schnitz ich fein
Eine Flöte hinein!“
Und schon bald klingt´s in lieblicher Weise.
Wenn meine Hand das Schöne tut,
Wird auch die liebe Erde gut.